Die perfekte linke Masche: Technik für ein gleichmäßigeres Maschenbild

Ich mochte linke Maschen noch nie. Zum einen brauche ich deutlich länger für sie als für rechte Maschen – aber vor allem will es mir einfach nicht gelingen, ein ordentliches, gleichmäßiges Maschenbild hinzubekommen.

Immer wenn ich versuche, glatt rechts zu stricken, sieht das Ergebnis alles andere als glatt aus – stattdessen entstehen deutliche Rippen.

Maschenprobe
Maschenprobe

Also habe ich meine Projekte so geplant, dass ich linke Maschen möglichst vermeiden konnte. Praktisch? Ja. Bereichernd? Nicht wirklich.

Also habe ich mich auf die Suche gemacht: Wie kann ich mein Maschenbild verbessern – und gibt es vielleicht sogar eine Technik, mit der linke Maschen richtig Spaß machen?

Woher kommen diese Rippen eigentlich?

Ich beginne mit einer Maschenprobe – so, wie ich es in der Schule gelernt habe: rechte und linke Maschen im Wechsel.

Meine Maschenprobe:
„Lifestyle“ von Atelier Zitron, Nadelstärke 3,5

23 Maschen anschlagen
4 Reihen rechts stricken

Reihe 1: 23 Maschen rechts
Reihe 2: 3 Maschen rechts, 17 Maschen links, 3 Maschen rechts
Reihe 1 und 2 insgesamt 13x stricken

5 Reihen rechts stricken
locker abketten

Das Ergebnis ist, wie erwartet, ein unregelmäßiges Strickbild. Auf der Vorderseite sieht man die Rippen schon deutlich, aber wenn ich die Probe umdrehe und leicht auseinanderziehe, wird es richtig sichtbar:

Maschenprobe, beide Seiten
Maschenprobe, beide Seiten

Die Maschen sind unterschiedlich groß.
Genau dieser Größenunterschied sorgt für das ungleichmäßige Bild.

Wenn ich den Verbrauch des Garns für rechte und linke Maschen vergleiche, kann ich herausfinden, wie groß dieser Unterschied ist, woher er kommt und wie ich ihn ausgleichen kann.

Die Vermessung der Maschen

Wie viel Garn brauche ich eigentlich für eine Masche?

Meine Methode, das herauszufinden, ist relativ einfach: Ich stricke eine definierte Anzahl Maschen mit einem separaten Stück Garn gleicher Qualität und schneide Anfang und Ende knapp ab. Nach dem Auftrennen bleibt mir exakt die Länge, die ich für diese Maschen gebraucht habe.

Das gleiche mache ich mit den linken Maschen.

Ich habe jeweils 17 Maschen gemessen.

Das Ergebnis: Linke Maschen brauchen viel mehr Garn

Bei meiner üblichen Technik ergibt sich ein deutlicher Unterschied:

  • rechte Maschen: 27cm
  • linke Maschen: 38cm

Ein Unterschied von rund 40 % bei gleicher Maschenanzahl!

Oder anders gesagt:
Aus 100 Meter Garn stricke ich ca. 63 rechte oder nur 44 linke Maschen. Kein Wunder, dass das Bild so unregelmäßig wirkt!

Versuch 1: Eckige Nadeln

Eckige Nadeln gelten als ergonomischer und sollen ein gleichmäßigeres Strickbild erzeugen. Also teste ich sie in der gleichen Größe wie meine runden Nadeln.

Maschenprobe mit eckigen Nadeln
Maschenprobe mit eckigen Nadeln

Tatsächlich: Das Strickbild wirkt ordentlicher. Aber die Rippen bleiben.

Garnverbrauch:

  • Rechte Maschen: 26 cm
  • Linke Maschen: 36,5 cm

Der Unterschied liegt aber wieder bei 40%.

Vergleich runde Nadeln - eckige Nadeln
Vergleich runde Nadeln – eckige Nadeln

Warum also der geringere Gesamtverbrauch? Der Trick liegt im Detail:

Eckige Nadeln werden von Ecke zu Ecke gemessen. Rechnet man den Umfang aus, entsprechen sie eher einer kleineren Nadelstärke. In meinem Fall: 3,15 statt 3,5.

Das erklärt einiges – aber löst das Problem nicht.

Versuch 2: Kleinere Nadeln für die linken Maschen

Also drehe ich das Prinzip um: Wenn kleinere Nadeln weniger Garn verbrauchen und linke Maschen mehr Garn verbrauchen, probiere ich sie einfach mit kleineren Nadeln zu stricken.

Maschenprobe mit kleinerer Nadelstärke für die linken Maschen
Maschenprobe mit kleinerer Nadelstärke für die linken Maschen

Ergebnisse im Vergleich:

Vergleich kleinere Nadelstärken für linke Maschen
Vergleich kleinere Nadelstärken für linke Maschen
  • 3,5 / 3,25 mm: 27 cm / 32 cm → 18,5 % Unterschied
  • 3,5 / 3,0 mm: 27 cm / 30,5 cm → 12,9 % Unterschied
  • 3,5 / 2,75 mm: 27 cm / 27 cm → 0 % Unterschied!

Ich habe es geschafft: Die linke Masche ist gebändigt! Nur… will ich wirklich bei jedem Projekt zwei Nadelstärken jonglieren – und für jedes Garn wieder von vorne probieren?

Wie ändert eine geringere NS bei den linken Maschen das Gesamtbild?
Wie ändert eine geringere NS bei den linken Maschen das Gesamtbild?

Versuch 3: Linke Maschen „festziehen“

Wenn das Problem der zu lockeren linken Maschen liegt – was, wenn ich sie einfach fester stricke?

Ein kleiner Ruck nach jeder linken Masche bringt schnelle Ergebnisse:

  • Rechte Maschen: 27 cm
  • Linke Maschen: 26,5 cm
Maschenprobe "feste linke Maschen"
Maschenprobe „feste linke Maschen“

Problem gelöst! Diesen winzigen Unterschied kann man problemlos ignorieren. Aber: Die Technik braucht Zeit, der Rhythmus ist unterbrochen – und Spaß macht es mir leider auch nicht mehr.

Versuch 4: Continental Combined – West trifft Ost

Meine rechten Maschen stricke ich westlich – warum also nicht mal östlich inspirierte linke Maschen ausprobieren? Die „Combined“-Technik ist eine elegante Mischung: flüssiger, gleichmäßiger – und sie macht sogar Spaß!

Maschenprobe "Continental Combined"
Maschenprobe „Continental Combined“

Der Garnverbrauch?

  • Rechte Maschen: 27 cm
  • Linke Maschen: 26,5 cm

Das Maschenbild ist gleichmäßig, das Stricken angenehm. Für mich ist das die bisher angenehmste Lösung – auch wenn man bei Mustern umdenken muss.

Versuch 5: Die englische Methode

Jetzt wird’s spannend: Ich probiere die englische Technik, bei der der Faden in der anderen Hand geführt wird. Anfangs fühlt es sich an wie Stricken mit der falschen Hand – chaotisch, langsam, ungewohnt.

Trotzdem muss ich zugeben, dass mit etwas Übung auch diese Technik höchstwahrscheinlich ein schöneres Strickbild vollbringt, als ich es bisher geschafft habe.

Maschenprobe "englische Fadenhaltung"
Maschenprobe „englische Fadenhaltung“

So unregelmäßig mein erster Versuch ist, es ergibt sich ein erstaunliches Ergebnis:

  • Rechte Maschen: 28 cm
  • Linke Maschen: 33 cm -> 17,9%

Besser als meine allererste Maschenprobe!

Ich glaube, diese Technik hat Potential, braucht aber viel Übung.

Versuch 6: Die norwegische Masche

Eine letzte Hoffnung: Die norwegische Technik. Der Faden bleibt in der gewohnten Hand, die Bewegung ist anfangs ungewohnt – aber überraschend angenehm.

Maschenprobe "norwegische linke Masche"
Maschenprobe „norwegische linke Masche“

Garnverbrauch:

  • Rechte Maschen: 27 cm
  • Linke Maschen: 30,5 cm -> 12,9%

Das ist solide – und das Stricken fühlt sich flüssig an, auch wenn’s noch etwas Übung braucht und dadurch sicher auch noch besser wird.

Fazit: Mein Weg zu schöneren linken Maschen

Jede der Techniken hat mein Strickbild verbessert – sogar die englische Methode!

Ergebnisse im Vergleich
Ergebnisse im Vergleich

Das beste Ergebnis hatte ich mit unterschiedlichen Nadelstärken, aber auf Dauer ist mir das zu unpraktisch. Ich will mich auf meine Technik verlassen können – und einfach losstricken, ohne jedes Mal eine Testreihe machen zu müssen.

Darum stricke ich mittlerweile Continental Combined – flüssig, effizient, gleichmäßig. Es ist meine neue Lieblingslösung, auch wenn sie bei Mustern etwas Umdenken erfordert.

Kennst du noch eine Technik, die ich unbedingt ausprobieren sollte? Oder brauchst du eine genauere Anleitung zu einer der hier genannten?
Dann schreib mir in die Kommentare! Ich freu mich auf den Austausch mit dir.


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