Vor einer Spindel aus dem 12. Jahrhundert, oft sogar aus noch früheren Zeiten, bleibt meist nur der Wirtel übrig, da Holz und andere Materialien vergehen. Spinnen war damals eine allgegenwärtige Tätigkeit, doch Anleitungen wurden selten aufgeschrieben, da das Wissen mündlich weitergegeben wurde.
Um die Technik zu verstehen, greifen wir auf Bildmaterial aus dieser Zeit zurück, das oft Szenen des Spinnens zeigt. Mithilfe dieser Darstellungen versuchen wir, die ursprüngliche Methode zu rekonstruieren und sie durch praktische Experimente zu erproben.
Archäologische Funde
Spinnwirtel wurden vom Neolithikum über die Bronze- und Eisenzeit bis hin zu den Römern und durch das gesamte Mittelalter gefunden. Ihre Form blieb über diese beeindruckende Zeitspanne nahezu unverändert. Sie waren meist aus Keramik gefertigt, wobei es aber auch Funde aus Stein, Knochen und sogar Glas gibt.
Spindelstäbe sind nahezu keine erhalten. Die wenigen Funde sind schlanke Stäbe, ca. 15 – 35cm lang, die an beiden Enden konisch zulaufen.
Auch Darstellungen von spinnenden Frauen – und gelegentlich Männern – belegen die konstante Form der Spindel, die über Jahrtausende hinweg verwendet wurde. Diese Bilder zeigen, wie tief das Spinnen in den Alltag eingebunden war und wie universell die Technik blieb.
Trotz kultureller Unterschiede und technischer Entwicklungen blieb die Spindel ein unverzichtbares Werkzeug zur Herstellung von Fäden, das Menschen durch die Geschichte begleitete.
Spindelstab, Wirtel und Rocken
Lass uns diese Zeitspanne auf die Epoche zwischen 500 und 1500 n.Chr. einschränken und bleiben wir zumindest in Europa.
Hier zeigen die zeitgenössischen Darstellungen, dass man zum Spinnen 3 Werkzeuge benötigt: Den Spindelstab, den Wirtel und einen Rocken.
An dem schlank zulaufenden Spindelstab lässt sich der Wirtel leicht befestigen und bei Bedarf entfernen. Wozu aber ein Spinnrocken?
Bei der historischen Spinntechnik bleibt eine Hand immer an der Spindel und sorgt für die Drehung. Die andere Hand kontrolliert die Menge an Fasern, die versponnen werden. Wir brauchen also den Rocken, um den Faservorrat zu halten.